[Einsendung] Vorsicht Spuren! Teil 3
Es erscheint immer schwieriger, etwas „niederzubrennen“, ohne Menschen dabei zu gefährden. „Burn warehouse burn“ wurde nie von den Armen und „Überflüssigen“ gerufen, Warenhäuser dienten und dienen für sie immer der Enteignung.
In Parteibüros und Konzerngebäuden, Banken und auf Militärgelände laufen rund um die Uhr Menschen rum, und wenn es nachts nur die Elenden sind, die dort vielleicht durch ihre Handlangerdienste ihre Würde verloren haben. Die Verantwortung für ihr Leben möchten wir ihnen trotzdem nicht abnehmen.
Es bleibt der Fuhrpark von Unternehmen und Militär, es bleiben die Gelegenheiten, wo denn mal was zu Bruch geht (siehe Kapitel zu „Glasspuren“) und der Raum frei ist für weitere Aktionen.
Dazu dient das folgende Kapitel in unserer Serie „Spuren“!
Brandspuren
Zuerst sei grundsätzlich vermerkt, dass Brand nicht alle Spuren vernichtet. Sehr oft gelingt es den Brandermittlern der Polizei durch systematische Arbeit selbst bei Totalbränden entscheidende Spuren zu finden und dadurch die Brandursache – fahrlässig oder vorsätzlich, natürliche oder technische etc. – festzustellen.
Die Methode, wenn die Ursache nicht sofort ins Auge springt, ist das so genannte Ausschußverfahren. Das heißt hier, dass die Ermittler der Reihe nach alle denkbaren Entstehungsmöglichkeiten prüfen und versuchen, möglichst viele durch Zeug*innenaussagen und anhand des Spurenbildes auszuschließen. Die Methoden, die übrig bleiben, werden dann durch gezielte Analysen weiter eliminiert oder bestätigt.
Als erstes wird das Ermittler*innenteam deshalb immer versuchen, den Brandentstehungsort festzustellen; das gelingt meist durch Zeugenaussagen von Passant*innen oder der schon eingetroffenen Feuerwehr. Ist der Ort lokalisiert, so ist in dieser Zone die Zahl der Enstehungsmöglichkeiten bereits eingeschränkt. Wenn z.B. offene Feuereinrichtungen (Ofen, etc) fehlen oder elektrische Installationen, so können diese Möglichkeiten als Brandursache schon mal ausgeschlossen werden.
Auf die Frage, was zuerst gebrannt hat, geben vor allem Russ-Spuren an Glasscheiben, Metallteilen Auskunft, die je nach dem brennbaren Material verschieden sind.
Anhand des Rußprofils, d.h der Reihenfolge der hintereinander liegenden Russ-Sorten, kann im Labor durch mikroskopische und elektronenmikroskopische Prüfung die Frage beantwortet werden, ob beispielsweise zuerst Benzin und dann erst Holz, Papier oder Textilien gebrannt haben oder umgekehrt. Spuren von geschmolzenem Glas oder Metall zeigen, welche Hitzegrade in einer bestimmten Zone des Brandes erreicht worden sind, was wiederum Rückschlüsse auf verbrannte Materialien ergibt.
Zum Thema Brandbeschleuniger, die oft in Brandanschlägen Verwendung finden :
Grundsätzlich kann jeder leicht brennbare Stoff als Brandbeschleuniger bezeichnet werden. Am ehesten fallen uns Flüssigkeiten wie Benzin, Heizöl, Terpentin, Bodenwichse und so was ein.
Da benutzt die Polizei schon vor Ort als Vorprobe ein so genanntes „Gasspürgerät“, mit welchem Luft mit den Gasen oder Dämpfen aus dem Brandschutt durch ein Teströhrchen gesogen wird. Ergibt die Vorprobe ein positives Resultat, wird später im Labor mittels Destillation oder Extraktion versucht, unverbrannte Mengen des Brandbeschleunigers aus dem sichergestellten Brandschutt auszutreiben.
Diese unverbrannten Rückstände finden sich vor allem dann noch, wenn die Flüssigkeiten über poröse oder saugfähige Flächen oder Materialien wie Holz, Papier, Stoff etc. geschüttet wurde. Gelingt eine Rückgewinnung nicht mehr, so finden sich in den meisten Fällen dafür Zersetzungs-oder Reaktionsprodukte, die u.U ebenso aufschlussreich sind wie die Ausgangsstoffe selber.
Die durch Destillation oder Extraktion zurück gewonnenen Substanzen (meist nur wenige Milliliter) werden anschließend identifiziert und analysiert. Das heißt, zuerst wird festgestellt, welche Substanz (Benzin, Bodenwichse usw.) verwendet worden ist. Handelt es sich beispielsweise um Benzin, wird mittels Spektalfotometrie die für jede Benzinmarke typische Färbung nachgewiesen, wobei es auch möglich ist, Mischungen verschiedener Benzinmarken aus einander zu halten. Ebenso kann die quantitative Zusammensetzung der im Benzin enthaltenen Zusätze (Blei usw.) nachgewiesen werden und ebenso gibt die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Asche Hinweise auf die Verwendung bestimmter Stoffe als Brandbeschleuniger.
Grundsätzlich bedeutet das also, dass ein mittels Destillation aus dem Brandschutt zurück gewonnenes Brandbeschleunigungsmittel noch beweiskräftig mit eventuellen Resten, die sich (z.B. in Benzinkanistern) im Besitze eines „Verdächtigen“ befinden, verglichen werden können.
Durch das Studium des Brandschuttes und durch Materialanalysen kann die Art und Menge von verbranntem Material bestimmt werden.
Die bei der Verwendung von flüssigen Brandlegungsmitteln auftretenden Verpuffungen führen oft bei den „Beteiligten“ zu Versengungen von Kleidern und Haaren (Augenbrauen, Wimpern, Haaren auf Handrücken etc.). Der mikroskopische Nachweis von Versengungen gelingt noch nach mehreren Tagen, obwohl die ersengten Haarspitzen oder Enden der Textilfasern besonders leicht abbrechen.
Erhalten bleiben aber die abschließenden Zonen, in welchen Veränderungen (Gasblasenbildung, Verfärbung) stattfinden. Oft schüttet eine „Beteiligte“ aus Unachtsamkeit oder Aufregung Benzin oder ähnliches über die Kleider oder tritt mit den Schuhen in eine Lache hinein. Noch nach vielen Stunden lassen sich solche Spuren mit dem bereits erwähnten Gasspürgerät finden.
Bei „vorsätzlicher“ Brandstiftung kann auch die Identifizierung des benützten Zündmittels (Zündhölzer, Kerzen, chemische Substanzen wie Phosphor, Schwarzpulver, Kaliumchlorat usw.) für die Polizei bei der Fahndung von Bedeutung sein.
Bleiben z.b. weggeworfene, nicht fertig abgebrannte Zündhölzer liegen – total verbrannte werden kaum mehr gefunden – können diese mit solchen aus dem Besitz eine(r) „Verdächtigen“ verglichen werden. Dies geschieht nach Größe, Farbe, Holzart bzw. Kartonsorte bei Wachszündhölzern. Tränkung (z.b. Parafin), Fabrikationsspuren (z.b. Klemmspuren von Transportband), chemische Zusammensetzung der Zündholzköpfchen etc.
Bei bengalischen Zündhölzern ist dazu noch der Nachweis der für diese Zündhölzer typischen Chemikalien möglich. Fälle, bei denen die Polizei zu einem am Brandort gefundenen Zündholz anhand der charakteristischen Bruchflächen das dazugehörende Gegenstück im Zündholzbriefchen eines „Verdächtigen“ findet, sind eher selten, aber auch schon vorgekommen.
Bei der Verwendung von Kerzen als Zündmittel dringen häufig flüssige Wachsresten in Ritzen des Bodens ein, wo sie vor einer völligen Zerstörung durch die Flammen geschützt sind, so dass später auch in diesen Fällen mikroskopisch – chemische Analysen des sichergestellten Wachsgemisches mit Kerzen aus dem Besitz von „Verdächtigen“ sind.
Grundsätzlich können alle Zündmittel – ob total verbrannt oder nicht – im Brandschutt noch nachgewiesen werden und die Resultate für Vergleichszwecke benützt werden.
Auf die ebenfalls unzähligen Möglichkeiten zum Nachweis von selbstentzündungsfähigem Material und zum Nachweis elektrischer Brandursachen möchten wir nicht näher eingehen. Dazu hier nur einige Beispiele:
Durch metallografische Untersuchungen – Studium der Schmelzungsspur, Oxydationen und Anlauffarben – können verbindliche Aussagen darüber gemacht werden, ob beispielsweise ein Bügeleisen oder Tauchsieder von aussen durch die Brandhitze geschädigt wurde oder umgekehrt, ob die Hitze von innen kam.
Selbst bei nachträglicher, beispielsweise absichtlicher Veränderung der Schalterstellung eines elektrischen Gerätes kann durch eine mikroskopische Untersuchung sehr häufig die ursprüngliche Schalterstellung rekonstruiert werden. Im und am Schalter lassen sich entsprechende Abreibungen des oxydierten Materials erkennen und abgelagerte Russ – Schichten sind zerkratzt. Dadurch können wichtige Hinweise darüber gewonnen werden, ob ein bestimmtes Gerät in Betrieb war bzw. unter Strom gestanden hat. Umgekehrt bedeuten unbeschädigte Oxyd- oder Rußfilme, daß die betreffenden Kontaktzonen nicht verändert worden sind.
Durch eine Untersuchung der inneren Struktur des Metalldrahtes mittels sogen. Röntgenfeinstruktur – Analyse kann selbst die Überbelastung eines elektrischen Stromkabels nachgewiesen werden, was beispielsweise bei Defekten oder Hobbybastler- Installationen vorkommen kann.
[Einsendung, Quelle: http://radiochiflado.blogsport.de]