Handbuch für Hausbesetzer_innen
Einige nützliche Tipps zur Verteidigung von besetzten Häusern. Achtung, zum Teil ätzender Mackerjargon!
Publikation von Robert Weihmann (Bullenschwein und u.a. Mitglied in RAF-Sonderkommissionen) aus dem Jahr 2009. Es beinhaltet sämtliche Themenbereiche der Kriminaltechnik und gibt einen sehr konkreten Blick in die Polizeiarbeit.
„Die nachfolgende Expertise soll Naturwissenschaftlern einen Überblick über den Stand der Kriminaltechnik sowie über die damit verbundene Organisation und Arbeitsweise der Strafverfolgungsbehörden, insbesondere der Kriminalpolizei vermitteln.“
Es erscheint immer schwieriger, etwas „niederzubrennen“, ohne Menschen dabei zu gefährden. „Burn warehouse burn“ wurde nie von den Armen und „Überflüssigen“ gerufen, Warenhäuser dienten und dienen für sie immer der Enteignung.
In Parteibüros und Konzerngebäuden, Banken und auf Militärgelände laufen rund um die Uhr Menschen rum, und wenn es nachts nur die Elenden sind, die dort vielleicht durch ihre Handlangerdienste ihre Würde verloren haben. Die Verantwortung für ihr Leben möchten wir ihnen trotzdem nicht abnehmen.
Es bleibt der Fuhrpark von Unternehmen und Militär, es bleiben die Gelegenheiten, wo denn mal was zu Bruch geht (siehe Kapitel zu „Glasspuren“) und der Raum frei ist für weitere Aktionen.
Dazu dient das folgende Kapitel in unserer Serie „Spuren“!
Brandspuren
Zuerst sei grundsätzlich vermerkt, dass Brand nicht alle Spuren vernichtet. Sehr oft gelingt es den Brandermittlern der Polizei durch systematische Arbeit selbst bei Totalbränden entscheidende Spuren zu finden und dadurch die Brandursache – fahrlässig oder vorsätzlich, natürliche oder technische etc. – festzustellen.
Die Methode, wenn die Ursache nicht sofort ins Auge springt, ist das so genannte Ausschußverfahren. Das heißt hier, dass die Ermittler der Reihe nach alle denkbaren Entstehungsmöglichkeiten prüfen und versuchen, möglichst viele durch Zeug*innenaussagen und anhand des Spurenbildes auszuschließen. Die Methoden, die übrig bleiben, werden dann durch gezielte Analysen weiter eliminiert oder bestätigt.
Als erstes wird das Ermittler*innenteam deshalb immer versuchen, den Brandentstehungsort festzustellen; das gelingt meist durch Zeugenaussagen von Passant*innen oder der schon eingetroffenen Feuerwehr. Ist der Ort lokalisiert, so ist in dieser Zone die Zahl der Enstehungsmöglichkeiten bereits eingeschränkt. Wenn z.B. offene Feuereinrichtungen (Ofen, etc) fehlen oder elektrische Installationen, so können diese Möglichkeiten als Brandursache schon mal ausgeschlossen werden.
Auf die Frage, was zuerst gebrannt hat, geben vor allem Russ-Spuren an Glasscheiben, Metallteilen Auskunft, die je nach dem brennbaren Material verschieden sind.
Anhand des Rußprofils, d.h der Reihenfolge der hintereinander liegenden Russ-Sorten, kann im Labor durch mikroskopische und elektronenmikroskopische Prüfung die Frage beantwortet werden, ob beispielsweise zuerst Benzin und dann erst Holz, Papier oder Textilien gebrannt haben oder umgekehrt. Spuren von geschmolzenem Glas oder Metall zeigen, welche Hitzegrade in einer bestimmten Zone des Brandes erreicht worden sind, was wiederum Rückschlüsse auf verbrannte Materialien ergibt.
Zum Thema Brandbeschleuniger, die oft in Brandanschlägen Verwendung finden :
Grundsätzlich kann jeder leicht brennbare Stoff als Brandbeschleuniger bezeichnet werden. Am ehesten fallen uns Flüssigkeiten wie Benzin, Heizöl, Terpentin, Bodenwichse und so was ein.
Da benutzt die Polizei schon vor Ort als Vorprobe ein so genanntes „Gasspürgerät“, mit welchem Luft mit den Gasen oder Dämpfen aus dem Brandschutt durch ein Teströhrchen gesogen wird. Ergibt die Vorprobe ein positives Resultat, wird später im Labor mittels Destillation oder Extraktion versucht, unverbrannte Mengen des Brandbeschleunigers aus dem sichergestellten Brandschutt auszutreiben.
Diese unverbrannten Rückstände finden sich vor allem dann noch, wenn die Flüssigkeiten über poröse oder saugfähige Flächen oder Materialien wie Holz, Papier, Stoff etc. geschüttet wurde. Gelingt eine Rückgewinnung nicht mehr, so finden sich in den meisten Fällen dafür Zersetzungs-oder Reaktionsprodukte, die u.U ebenso aufschlussreich sind wie die Ausgangsstoffe selber.
Die durch Destillation oder Extraktion zurück gewonnenen Substanzen (meist nur wenige Milliliter) werden anschließend identifiziert und analysiert. Das heißt, zuerst wird festgestellt, welche Substanz (Benzin, Bodenwichse usw.) verwendet worden ist. Handelt es sich beispielsweise um Benzin, wird mittels Spektalfotometrie die für jede Benzinmarke typische Färbung nachgewiesen, wobei es auch möglich ist, Mischungen verschiedener Benzinmarken aus einander zu halten. Ebenso kann die quantitative Zusammensetzung der im Benzin enthaltenen Zusätze (Blei usw.) nachgewiesen werden und ebenso gibt die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Asche Hinweise auf die Verwendung bestimmter Stoffe als Brandbeschleuniger.
Grundsätzlich bedeutet das also, dass ein mittels Destillation aus dem Brandschutt zurück gewonnenes Brandbeschleunigungsmittel noch beweiskräftig mit eventuellen Resten, die sich (z.B. in Benzinkanistern) im Besitze eines „Verdächtigen“ befinden, verglichen werden können.
Durch das Studium des Brandschuttes und durch Materialanalysen kann die Art und Menge von verbranntem Material bestimmt werden.
Die bei der Verwendung von flüssigen Brandlegungsmitteln auftretenden Verpuffungen führen oft bei den „Beteiligten“ zu Versengungen von Kleidern und Haaren (Augenbrauen, Wimpern, Haaren auf Handrücken etc.). Der mikroskopische Nachweis von Versengungen gelingt noch nach mehreren Tagen, obwohl die ersengten Haarspitzen oder Enden der Textilfasern besonders leicht abbrechen.
Erhalten bleiben aber die abschließenden Zonen, in welchen Veränderungen (Gasblasenbildung, Verfärbung) stattfinden. Oft schüttet eine „Beteiligte“ aus Unachtsamkeit oder Aufregung Benzin oder ähnliches über die Kleider oder tritt mit den Schuhen in eine Lache hinein. Noch nach vielen Stunden lassen sich solche Spuren mit dem bereits erwähnten Gasspürgerät finden.
Bei „vorsätzlicher“ Brandstiftung kann auch die Identifizierung des benützten Zündmittels (Zündhölzer, Kerzen, chemische Substanzen wie Phosphor, Schwarzpulver, Kaliumchlorat usw.) für die Polizei bei der Fahndung von Bedeutung sein.
Bleiben z.b. weggeworfene, nicht fertig abgebrannte Zündhölzer liegen – total verbrannte werden kaum mehr gefunden – können diese mit solchen aus dem Besitz eine(r) „Verdächtigen“ verglichen werden. Dies geschieht nach Größe, Farbe, Holzart bzw. Kartonsorte bei Wachszündhölzern. Tränkung (z.b. Parafin), Fabrikationsspuren (z.b. Klemmspuren von Transportband), chemische Zusammensetzung der Zündholzköpfchen etc.
Bei bengalischen Zündhölzern ist dazu noch der Nachweis der für diese Zündhölzer typischen Chemikalien möglich. Fälle, bei denen die Polizei zu einem am Brandort gefundenen Zündholz anhand der charakteristischen Bruchflächen das dazugehörende Gegenstück im Zündholzbriefchen eines „Verdächtigen“ findet, sind eher selten, aber auch schon vorgekommen.
Bei der Verwendung von Kerzen als Zündmittel dringen häufig flüssige Wachsresten in Ritzen des Bodens ein, wo sie vor einer völligen Zerstörung durch die Flammen geschützt sind, so dass später auch in diesen Fällen mikroskopisch – chemische Analysen des sichergestellten Wachsgemisches mit Kerzen aus dem Besitz von „Verdächtigen“ sind.
Grundsätzlich können alle Zündmittel – ob total verbrannt oder nicht – im Brandschutt noch nachgewiesen werden und die Resultate für Vergleichszwecke benützt werden.
Auf die ebenfalls unzähligen Möglichkeiten zum Nachweis von selbstentzündungsfähigem Material und zum Nachweis elektrischer Brandursachen möchten wir nicht näher eingehen. Dazu hier nur einige Beispiele:
Durch metallografische Untersuchungen – Studium der Schmelzungsspur, Oxydationen und Anlauffarben – können verbindliche Aussagen darüber gemacht werden, ob beispielsweise ein Bügeleisen oder Tauchsieder von aussen durch die Brandhitze geschädigt wurde oder umgekehrt, ob die Hitze von innen kam.
Selbst bei nachträglicher, beispielsweise absichtlicher Veränderung der Schalterstellung eines elektrischen Gerätes kann durch eine mikroskopische Untersuchung sehr häufig die ursprüngliche Schalterstellung rekonstruiert werden. Im und am Schalter lassen sich entsprechende Abreibungen des oxydierten Materials erkennen und abgelagerte Russ – Schichten sind zerkratzt. Dadurch können wichtige Hinweise darüber gewonnen werden, ob ein bestimmtes Gerät in Betrieb war bzw. unter Strom gestanden hat. Umgekehrt bedeuten unbeschädigte Oxyd- oder Rußfilme, daß die betreffenden Kontaktzonen nicht verändert worden sind.
Durch eine Untersuchung der inneren Struktur des Metalldrahtes mittels sogen. Röntgenfeinstruktur – Analyse kann selbst die Überbelastung eines elektrischen Stromkabels nachgewiesen werden, was beispielsweise bei Defekten oder Hobbybastler- Installationen vorkommen kann.
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Als widerstandsfähige Menschen können wir uns einige Situationen vorstellen, wo Glas splittert und Spuren davon eine Rolle in den Sälen der Justiz spielen können.Viele mögen eher vielleicht durch den Angriff von Polizist*innen in eine Schaufensterscheibe fallen, Mensch kann aber auch deshalb und ne Menge anderer Gründe schon mal eine einschlagen , vielleicht um was rein zu werfen, um auch vielleicht mal besser an einen dieser Luxusschlitten ranzukommen, oder auch einfach was mitzunehmen ( was persönliches oder für den Widerstand).Alles irgendwie nachvollziehbar, aber leider gibt’s da noch winzig kleine, kaum sichtbare Glasteilchen, die halt so überall herumspritzen und sich gerade da festsetzen, wo sie eigentlich nicht hingehören – auf unserem Kopf, an den Kleidern, in Taschen und Nähten, oft auch in Schuhsolen und mit Schuhabsätzen mitgenommen. Gar nicht groß zu reden von dem feinen Glasmehl, das sich z.B. bei den Gegenständen, die wir zum Einschlagen brauchten, anheftet.
Durch Analysen der physikalischen und chemischen Eigenschaft des Glases kann nachgewiesen werden, dass verschiedene Glassplitter die gleiche Herkunft haben. Hier wird die Dicke, das Krümmungsverhältnis, die Lichtdurchlässigkeit, der Brechungsindex, Fluoreszenz, chemische Zusammensetzung untersucht. Zum Glück – je nachdem wo was reinflog bzw. rausgeholt war – ist eine Übereinstimmung in allen Merkmalen eher allerdings bei Spezialgläsern nachweisbar, da die meisten Gläser normale Massenfabrikate sind.
Durch eine Untersuchung der Glasbruchkanten und Bruchlinien kann festgestellt werden, von welcher Seite ein Fenster eingeschlagen, beschossen oder sonst wie zertrümmert worden war. So erzeugen Geschosse aber auch Steine (=alles was schnell fliegt) auf der der Anschlagstelle entgegen gesetzten Seite des Glases kegelförmige Ausbrechungen, während langsamer fliegende und mit größerer Gewalt einwirkende Körper spinnwebenartige oder großflächige Brüche verursachen.
Ebenso kann auf Grund von Glasbruchspuren festgestellt werden, ob Glas vorher mit einem Glasschneider bearbeitet oder bei Bränden (dazu später ausführlich) durch die Hitzeinwirkung oder bereits vorher mit Gewalt zerstört wurde.
Wird eine Glasscheibe von mehreren Gewalteinwirkungen getroffen ( z.b. Schüssen), so lässt sich anhand der Bruchlinien sogar die Reihenfolge der Beschädigungen ermitteln.
Nun können die Polizeilabore herumanalysieren wie sie wollen, so lange sie nur wissen, wie aber nicht wer (denkt also an Arbeitskleidung etc.)— einfacher ist das dann schon bei
Blutspuren —
Nun geht es bei uns – im Vergleich zu Polizei, Militär und ähnlichen unangenehmen Personen – nicht um Mord und Totschlag – aber wie schnell kann es passieren, daß ein(e) Arbeiter*in, die nicht den Chefsessel, sondern lieber das Innere des Tresors der Direktoren „erringen“ möchte, sich schon mal davor, dazwischen oder dabei unabsichtlich und kaum bemerkbar verletzt – sie hinterlässt Blutspuren. Ja, wenn sie Pech haben und Diener*innen des Herrn sie verfolgen, oder der Wachschutz, kann es auch da zu blutigen Hinterlassenschaften kommen.
Bei solchen Ereignissen sucht die Polizei überall nach solchen Spuren: an Kleidern, an und in den Schuhen, an Wasserhähnen, Ritzen von Fußböden, an Werkzeugen usw. usw. Wer glaubt, die Flecken an Kleidern oder Gegenständen mit warmen Wasser entfernt zu haben, bekommt nachher um so größere Augen: dies lässt sich nämlich noch auf chemische Weise nachweisen ( was auch für die Entfernung durch ne chemische Reinigung und so gilt).
Einfache Vorproben klären, ob Flecken oder angebliche Schmutzspuren Blutspuren sind, dann kann festgestellt werden, ob es sich dabei um Menschenblut oder ne bestimmte Tierart handelt. Bei Menschen, klar, werden dann die entsprechenden Blutgruppen und Untergruppen bestimmt ( z.B. B negativ ).
Wenn gerade erst Blut geflossen ist, also bei flüssigem oder feuchtem Blut, kann sehr detailliert analysiert werden. Dazu können noch bestimmte Merkmale und Zusammensetzungen festgestellt werden, also Krankheitserreger, ob ihr vorher gekifft oder Alkohol getrunken habt, Schlafmittel etc. Es soll sogar möglich sein, festzustellen, aus welchem Körperteil das Blut stammt und ob es von einer eher männlicher oder eher weiblichen Person stammt.
Aber, Seufz, Hoffnung, Erleichterung: Ob es allerdings dann von dir oder mir stammt, kann erst einmal nicht unterschieden werden. Sie können feststellen, dass es nicht feststellbar ist – o.k. einige Personen können ausgeschlossen werden, aber mehr nicht — Blutspurengleichheit ist nichts als ein Indiz.
Die Blutgruppenbestimmung ist natürlich auch bei so genannten „Sekretspuren“ möglich. Also, wenn ihr in der besagten Situation den Chefs noch einen Kothaufen hinterlassen wollt, Routinearbeit fürs Labor. Neben Zucker, Eiweißstoffen, Stärke und dem Frühstück von heute morgen gibt die Darmfauna noch ne Menge individueller Informationen weiter – also etwas mehr Respekt und Zurückhaltung bei eurer eigenen Kacke.
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Es gibt praktische keine „Umweltveränderung“ ( Bürger*innen nennen es Straftat), die keine Spuren hinterlässt. Und die können inzwischen von Kriminaltechniker*innen bzw. Wissenschaftler*innen in der Regel zum „Sprechen“ gebracht werden. Am Ort des Geschehens wie auf dem Rückweg.
Wir sollten also schon einige Tatsachen einfach anerkennen, bevor wir aus der Unterschätzung heraus fast nahtlos ins Gefängnis wandern. Anderseits dürfen wir uns deshalb aber auch nicht in die Resignation drängen lassen („die kriegen das doch sowieso raus“), und Ausbeutung, Armut, Wohnungsräumungen bzw. Wohnungsnot oder Suppenküche länger ertragen – aber auch deshalb nicht in der stählernen Kälte einer untergetauchten Militanten den Hunger nach Leben vergessen.
Es geht heute, wieder einmal, darum, die ganze Bandbreite unserer Handlungsfähigkeit, die nicht nur von Seiten der Polizei und der Justiz eingeengt wird sondern auch von einer sich tolerant gebenden repressiven und rassistischen Bürgerschicht, die in ihrer Selbstgerechtigkeit ganze Stadtteile „säubert“ und ganze Länder (wieder)-kolonisiert, zu bewahren, immer wieder neu zu erkämpfen und zu erhalten.
Indem wir über diese kriminaltechnischen Möglichkeiten berichten, um einige unsere Aktionen auch sinnvoll durchführen zu können, glauben wir, auf dieser Ebene zumindest, dem Verdrängen, Bekämpfen und Vergessen entgegentreten zu können. Selbstredend erkennen wir die Kämpfe in den Fabriken, Betrieben, in den Gefängnissen mit all unserer Wärme und Solidarität diesen Menschen gegenüber an – wir können (oder wollen) sie aus gegebenem Anlass (erwerbslos, illegalisiert, marginalisiert, krank, psychiatrisiert, etc.) nicht mitmachen.
Auf moralische Hinweise von Polizei und Bürgertum verzichten wir gerne, auf „Verklärung“ durch sozialromantische Revolutions-und Gangstermythen genauso. Vieles von dem Folgenden ist für alle und jede in ähnlicher Form im Internet zugänglich. Zwischendurch die entsprechenden Links.
So wie die beiden Workshops zum „Stromsparen“ und „Türen öffnen“ geht es uns darum, den Menschen, die es brauchen Handlungsweisen, Wissen, Kenntnisse mitzugeben, die – auch mit dem Aspekt der Weiterverbreitung – einfache und praktische Überlebenstips sind und durch die Art der Darreichung – z.B. als Workshop – auch den Kern einer solidarischen Gemeinschaft der „gegenseitigen Hilfe“ und damit letztendlich auch ein Gegenwicht der kapitalistischen Gesellschaft mit ihrer Konkurrenz, ihrer täglichen Entmenschlichung, ihrer Ausbeutung und Verwertung bzw. Entwertung menschlicher Fähigkeiten zu schaffen.
Nach einer – kurzen, aber notwendigen – Einführung zu den „Spuren“ allgemein möchten wir dann da weitermachen, wo wir zu Letzt aufgehört haben.
Die Spurensuche unterscheidet drei Arten von Spurensicherungen:
– die gezielte wird dann vorgenommen wenn ein klar definiertes Ereignis vorliegt, wie ein Einbruch. Pflanzen-und Erdspuren, die Suche nach Textilfasern oder Lederspuren von Kleidung etc.. Werkzeugspuren(dazu nachher ausführlich mehr) usw.
– die feldüberdeckende Spurensicherung . Die aufwendigste, geht es doch darum mögliche Ablaufvarianten herauszufinden. Kann auch bei Hausdurchsuchungen vorkommen, wenn Verdacht besteht, bei anderen Sachen beteiligt zu sein – also „feldübergreifend“. Kann oft nur über „Mikrospuren“ (Haare, Blattfragmente, Farblacksplitter, Metallspäne, Holzpartikel, Hautschuppen, Papierfasern, Glaspartikel, usw.) geklärt werden.
– Die Notspurensicherung wird gemacht, bevor Spurenmaterial verändert werden kann. So z.b. während einer Löschaktion bei Bränden, bevor die Löschungen Spuren beseitigt, oder bei blutigen Aktionen frisches noch nicht eingetrocknetes Blut.
Erster Abschnitt: Werkzeugspuren
Werkzeugspuren sind die am häufigsten auftretenden Spuren. Kaum ein Einbruch, eine Hausbegehung oder eine Sabotage usw. kann geschehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Als Druck-oder Formspuren(Stemmeisen, Schraubendreher ), als Zwick-, Abtrenn-oder Schnittspuren(von Zangen, Drahtscheren, Bolzenschneider etc.) oder als Gleit-oder Kratzspuren. In allen Fällen gilt, weg mit dem Werkzeug nach der Aktion.
Zwar können – wie oben ausgeführt – immer Spuren entdeckt und untersucht werden – aber so bleibt es allenfalls bei der Zuweisung eines bestimmten Werkzeugtypes ( also welche Art von Stemmeisen, welche Herstellungstyp einer Schere usw.)
Hinzu kommt daß jedes Werkzeug, auch die neuen, mikroskopisch wahrnehmbare Unvollkommenheiten haben und das heisst schlichtweg, individuelle Merkmale. Werkzeugspuren heissen deshalb auch Reliefspuren, weil jedes von ihnen eine eigene „Haut“ hat.
Werkzeugspuren werden durch Abformen und Fotografieren gesichert und auch mit Spuren aus anderen Handlungen verglichen und aufbewahrt.
Besonders interessant sind „Kontaktspuren“, die sich vom „Objekt der Begierde“ auf das Werkzeug übertragen –und umgekehrt. Die o.a. Mikrospuren, feinste Farb und Lacksplitter, Metallabriebe etc. — dies führt sogar dazu, daß Schlösser von der Kriminaltechnik zerlegt werden.
Unter dem Begriff „Werkzeug“ gehören auch Schnüre, Stricke, Stoffstreifen oder andere Sachen – hier kann auch die jeweilige Verknotung Hinweise geben.
Klebeband und Klebstoff muss sauber gearbeitet werden, weil sich schnell Staub und DNS Spuren darauf fixieren und euch zugewiesen werden können.
Auch wenn es sich „nur“ um eine Sabotageaktion im Betrieb, in der Schule etc.handelt, wollt ihr bestimmt auch den jeweiligen Erfolg und dementsprechende Mobilisierung anderer miterleben wollen – also in der Konsequenz wäre alles, was unmittelbar und mittelbar mit der Aktion zu tun hat, zu entsorgen – neues Werkzeug muss nicht teuer sein, Kleidung kann gereinigt werden !
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KLEINER LEITFADEN ZUR BEHINDERUNG VON BAHNTRANSPORTEN ALLER ART
(aus Radikal Nr. 154)
einfach, kostengünstig, häufig wiederholbar
Vorweg: Das Gleisnetz der Bahn ist gespickt mit Apparaturen, die einen sicheren und möglichst reibungslosen Verkehrsfluss garantieren sollen. Unsere Aufmerksamkeit galt solchen Anlagen, deren Sabotage die Sicherheit von Menschen nicht gefährden, aber dennoch möglichst viel Reibung im Verkehrsfluss verursachen würden – und wir haben etwas gefunden!
Zum besseren Verstehen ein klein wenig Bahnkunde:
Im Bahnbetrieb werden die Gleisstrecken in einzelne aufeinander folgende Streckenabschnitte eingeteilt, die überwacht und abgesichert sind. Es darf sich jeweils nur ein Zug in einem Abschnitt befinden!
Die Absicherung wird bewerkstelligt über Signale und die Überwachung läuft über elektronische Meldeeinrichtungen (Sensoren).
Befindet sich ein Zug in einem Streckenabschnitt (nennen wir ihn A), so zeigt das zugehörige Hauptsignal Rot; das bedeutet: Streckenabschnitt A ist besetzt, kein anderer Zug darf in diesen Abschnitt einfahren.
Zum Hauptsignal gehört ein Vorsignal. Es zeigt dasselbe an, wie das zu ihm gehörige Hauptsignal. (Haupts.=grün/Vors.=grün; Haupts.=rot/Vors.=gelb) und steht 0.6 bis 1 km vor diesem.
Passiert ein Zug ein Gelb zeigendes Vorsignal, muss der Zugführer/die Zugführerin eine Bremsung einleiten, um so vor dem Rot zeigenden Hauptsignal zum Stehen zu kommen.
Den aktuellen Zustand eines Streckenabschnittes (besetzt/frei) ermittelt eine elektronische Achs-/Radzähleinrichtung. Sie befindet sich direkt am Gleis und zählt, wie viele Räder (und somit Achsen) an ihr vorbei rauschen.
Im Zeitalter des Hightech werden Signale selbstredend nicht per Knopfdruck vom Stellwerk aus bedient, sondern per Elektronik. Dabei kommen verschiedene Sicherungs- und Leitsysteme zum Einsatz (wobei die Beschreibung sich auf diejenigen Aspekte beschränkt, die für uns hier von Interesse sind):
In der Regel befinden sich die Achszählgeräte für beide Einrichtungen an der gleichen Stelle. Es gibt eine Vielzahl weiterer Einrichtungen zur Sicherung/Überwachung des Gleisnetzes. Wir beschränken uns hier auf zwei Typen von Achszählgeräten, mit deren Funktion wir uns vertraut gemacht und deren Sabotage wir getestet haben.
Angesichts des Risikos, das ein panneköpfiges, gedankenloses Herumfummeln an bahntechnischen Einrichtungen katastrophale Folgen haben kann, raten wir dringendst: Geräte, deren Bestimmung/Funktion nicht genau bekannt sind, sind Tabu!
+++UPDATE+++11/2017+++
INDUSI schreibt sich mit I am Ende und ist ein \\\“Fallback\\\“ wenn der Tf das Bahnsignal nicht bemerkt und überfährt. Darf keineswegs angefasst werden! Kabel durchzwicken oder anderweitig Kurzschlüsse herbeizuführen ist extrem gefährlich. Der entstehende Lichtbogen und dadurch wegspritzendes flüssiges Metall brennen sich durch jede Kleidung. Einen Achszähler sabotieren bringt auch eher wenig als Streckensperrung – der erste Zug wird langsam \\\“auf Sicht\\\“ durch den sabotierten Block geschickt und der Rest auf Befehl hinterher. Blockiert wird dadurch nichts, nur der Betrieb verlangsamt.
[Anmerkung: Danke an den/die aufmerksamen Leser_in ;-)]
+++UPDATE+++11/2017+++
Dazu zählen für uns z.B. die INDUSO (induktive Zugsicherung; Bild 4), auf die Ihr mit Sicherheit bei der Suche nach Achszählern stoßen werdet. Sie sind optisch leicht von diesen zu unterscheiden; augenfällige Merkmale sind eine ebene, rechteckige Oberfläche und ihre Positionierung am Gleis, nämlich an der Außenseite der Schiene mit einigen cm “Luft” zwischen Schiene und Gerät.
So, mit diesem bisschen Grundwissen könnt ihr Euch auf die Suche nach “Eurem” Achszähler machen. Ideale Fundorte sind die Umgebung von Signalen auf freier Strecke. Bei gelangweiltem Blick aus dem Abteilfenster während einer Zugfahrt fallen ab und an Schilder auf, die ihr ähnlich von Autobahnabfahrten kennt: Barken, mit 1,2 und 3 Diagonalbalken. Sie geben die Entfernung zum Vorsignal an.
Damit habt ihr (wahrscheinlich) den Anfang eines Streckenabschnitts gesichtet. Achtet auf die Oberleitungsmasten; sie haben kontinuierlich fortlaufende Nummerierung, das erleichtert das spätere Auffinden der Stelle.
Das Aussteigen aus dem Zug, den Weg zurück und das Robben durchs Unterholz sparen wir mal aus und nehmen an, ihr steht mit dornenzerkratzten Händen und Tannennadeln im Haar an der Bahntrasse in der Nähe “Eurer” Stelle. Nehmt Euch etwas Zeit, sucht Euch einen guten Platz und verschafft Euch ein Gefühl für die Umgebung und die Verkehrssituation dort – wobei es hilfreich ist, Uhr und Fahrplan dabeizuhaben. Dann beginnt die Suche. Bei dem oben erwähnten gelangweilten Blick aus dem Fenster müsste Euch außerdem aufgefallen sein, daß sich am Rande der Gleisanlage “Kästen” mit gelben Sockeln (in der DDR oft noch grau) befinden – so auch dort, wo ihr jetzt steht. Meistens sitzen sie auf kurzen, aus der Erde ragenden Rohrstummeln.
Schaut nach, was sich in der Höhe eines solchen Kasten am Gleis befindet. Als Orientierung dient eine recht dicke Leitung, die vom Kasten aus zum Gleis führt. Sie mündet in ein Gerät, welches direkt an die Schiene montiert ist. (Ist dem nicht so, setzt eure Untersuchung beim nächsten Kasten fort – es müssen mehrere dort sein.)
Seht euch das Gerät genau an (aber Vorsicht beim Rumturnen auf den Gleisen, Züge haben lange Bremswege!)
Die beiden Typen von Achszählgeräten, die wir hier vorstellen, sind recht einfach zu identifizieren. Sie sehen – von oben draufgeguckt – aus wie trapezförmige Stahlklötze und sind
als Einzelstück an der Innenseite, oder
als Doppel an der Innen- und Außenseite derselben Schiene
befestigt.
Damit seid ihr am Ziel Eurer Suche!
Nun wendet Euch erneut dem Kasten zu, denn um ihn geht es.
Kästen, die zu einem “Doppeltrapez” gehören, sind vollgestopft mit Elektronik (Einschubplatine;
Gehört der Kasten zu einem Einzeltrapez , befindet sich darin eine Klemmleiste, auf der die ankommenden und abgehenden Kabel miteinander verbunden sind.
Was ihr mit dem Inhalt des jeweiligen Kastens anstellt, bleibt Eurer Phantasie überlassen, die Palette reicht von Kabel-Durchzwicken (selbstverständlich mit isolierten Werkzeug) bis Totalschaden.
Noch ein paar Gedanken zum Schluss: Soll das Ganze über einen rein symbolischen Akt hinausgehen, ist sowohl der Zeitpunkt als auch der Umfang der Außerbetriebnahme von Bedeutung. Geht es um einen ganz bestimmten Zug, der Euch wichtig ist, sollte der Zeitpunkt so gewählt werden, dass der Zug nicht vorher auf eine andere Strecke umgeleitet werden kann.
Umgeleitet werden kann er prinzipiell auch auf das Gegengleis, um so die Problemzone zu umfahren – also: beide Richtungen sabotieren.
Außerdem gilt; je massenhafter die Ausfälle auf einer Strecke sind, desto lahmer kriecht der Zug seinem Ziel entgegen.
Und sollte uns irgendwann mal zu Ohren kommen, dass die Marketingabteilung der DB über die Ursache einer rasant ansteigenden Nachfrage nach Bahncards rätselt, die zu beobachten ist im Vorfeld von Rekruteneinziehungsterminen, Abschiebetransporten mit Deserteuren aus Ex-Jugoslawien und Flüchtlingen überhaupt, Friedensgütertransporten, Castortransporten und anderes ekliges mehr – wenn das passiert, dann freuen wir uns riesig und trinken einen darauf (mindestens).
Die verdachtsunabhängigen Ermittlungen der Polizei im virtuellen Raum
„Die utopischen Selbstregulierungsvorstellungen des Internet, die sich einen Raum ohne staatliche Einflussnahme wünschen, gehen an der Realität vorbei. Dies stellte unlängst auch Deutschlands oberster Datenschützer, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar, fest, indem er deutlich machte, dass Selbstregulierungsmechanismen die Persönlichkeitsrechte im Internet nicht gewährleisten können. Das „Ob“ einer staatlichen Beobachtung des Internet steht damit außer Frage. Vielmehr bedarf das „Wie“ der staatlichen Maßnahmen einer genaueren Betrachtung.“
vom bayrischen LKA „von Anwendern für Anwender“ entwickelt
siehe auch http://militanz.blackblogs.org/jammer/
Rein technisch können so ziemlich alle herkömmlichen Funkgeräte, außer Behördenfunken, mit kleinerem oder größerem Aufwand überwacht werden. Jedoch ist es fraglich, ob es außer bei Veranstaltungen wie G20 oder Blockupy eine umfassende Überwachung (und Lokalisierung) sämtlicher Frequenzen von Funkgeräten gibt (Und selbst da liegen uns keine Erkenntnisse vor. Reine Vermutung!).
Grundregeln für Nutzung
Funkgeräte sind kein Handyersatz (und umgekehrt)!
Bei Vielen ist es Mode ihre neusten New Balance oder Nike-Treter der Szene zu präsentieren. Was im Alltag noch als irrelevant abgetan werden kann, spielt auf der Demo oder bei einer Aktion eine ganz andere Rolle. Leider sind schon viel zu oft Genoss_innen aufgrund ihres Schuhwerks gesucht, überführt und bestraft worden. Auch wenn man insgeheim zu einem „selbst schuld“ geneigt ist, gab es Fälle wo eine Person ganze Personengruppen durch auffällige Schuhe dem Repressionsapparat ausgeliefert hat, dann ist die Realität eine andere und man hat nicht nur sich, sondern auch andere fahrlässig gefährdet. Also Augen auf bei der Schuhwahl!
Abschließend sei noch gesagt, wegschmeißen ist IMMER sicherer als behalten, auch wenn es im Geldbeutel weh tut!
Handschuhe sind essentiell bei militanten Aktionen, je nach Art der Aktion nutzt man Arbeitshandschuhe, Gummihandschuhe oder eine Kombination aus beiden. Sie dienen zum Schutz vor Verletzung, Verunreinigung und zur Minimierung von Spuren.
Ideal für alle Tätigkeiten, bei denen keine schwere Handarbeit nötig ist bzw. wo „Fummelarbeit“ verlangt wird. Sie eignen sich gut zur Präparation und Vorbereitung und sind nach einer Aktion leicht zu verstauen.
Es gibt sie in unzähligen Varianten, vom gummierten Mechaniker_innenhandschuh bis zum klobigen Lederhandschuh ist in den Baumärkten alles zu finden. Die Auswahl muss sich nach der Art der Verwendung richten. Ist Glas oder NATO-draht im Spiel? Soll eine Barrikade gebaut werden? Sollen Steine geworfen werden? Müssen die Handschuhe unauffällig sein?
Um sowohl robust, als auch sicher zu arbeiten, bietet es sich oftmals an Gummihandschuhe unter die Arbeitshandschuhe zu ziehen. So kann ein „durchschwitzen“ vermieden werden. Alternativ gibt es auch sehr dicke Gummihandschuhe die einiges aushalten, mit denen man aber beispielsweise ein Feuerzeug bedienen kann.
Potential und Grenzen anhand praktischer Beispiele
aus Deutsches Polizeiblatt 03/2013
Entwicklungen und Bekämpfungsstrategien in einem ausgesprochen öffentlichkeitswirksamen Deliktsfeld
aus Deutsches Polizeiblatt 06/2012
aus Autonomes Blättchen #24
Folgende Hinweise zum umsichtigen und schwungvollen Agieren
auf der Straße wurden uns zugeschickt:
Am 12.12.2015 krachte es in Leipzig anlässlich eines Naziaufmarschs. Die Bullen hatte die Gegendemonstrationen und den Aufmarsch der Nazis räumlich stark voneinander getrennt, so dass ein direkter Angriff nicht möglich war. Stattdessen kam es zu einem stundenlangen Riot zwischen uns und den Bullen. Der Leipziger Bullenpräsi Merbitz sprach in der Folge von schlimmeren Ausschreitungen als in Frankfurt anlässlich der EZB-Eröffnung, und diese wiederum waren um einiges heftiger als die in Hamburg anlässlich der angedrohten Flora-Räumung. Und auch zwischen diesen Großevents gab es einige kleinere Randalen, die sich alle sehen lassen konnten und die Straßenmilitanz wieder etwas sichtbarer machten, als sie es die letzten Jahre gewesen ist. Über den Sinn und Unsinn davon wird herzlich gestritten und während manche von uns schon den kommenden Aufstand im Herzen tragen,
fürchten andere, dass ihre ganze politische Arbeit damit in den Dreck gezogen wird.
Wir sind welche von denen, die das ganze prima finden, doch ist das hier kein Beitrag zu der Debatte,
ob Randale hier und da jedes mal sinnvoll ist, vermittelbar sein muss und so weiter, sondern vielmehr an
der Beobachtung orientiert, dass sowohl einige Leute erwischt wurden in letzter Zeit, als auch, dass wir die
Beobachtung teilen, dass nicht alle, die sich am Riot beteiligen, ihre Möglichkeiten zur Vorbereitung voll
ausgeschöpft haben. Um nicht falsch verstanden zu werden: Wir finden es absolut in Ordnung, wenn Genoss_innen ganz ohne Vorbereitung randalieren, und wollen hier sicher nicht belehrend tätig werden, noch lässt es sich immer vermeiden, erwischt zu werden. Dennoch denken wir, dass die Zeit, die wir nun selber hier und da mal an einer Randale beteiligt waren, einige gute Gedanken und Erfahrungen mit sich
gebracht hat und die wollen wir hier gerne mal mit allen teilen. Denn sowohl lassen sich die Wahrscheinlichkeit des Erwischt-Werdens, als auch die negativen Konsequenten des Erwischt-Werdens reduzieren. Und das finden wir sehr sinnvoll, damit wir auch in Zukunft weiterhin schön miteinander unserer Feindschaft gegen den Staat, die Bullen, die Nazis, den Kapitalismus, das Patriarchat, etc einen kraftvollen Ausdruck verleihen können.
Wir beginnen mit der Zeit
vor dem Riot
Wir handhaben das so: Nicht nur während eines Riots achten wir auf die Art, wie wir uns verhalten, sondern auch in der Zeit, wo wir unseren gewöhnlichen Alltagsgeschäften nachgehen. Wir fragen uns: Welches Verhalten kann dazu beitragen, dass die Bullen und die Staatsanwaltschaft es bei ihren Ermittlungen leichter haben, uns zu erwischen. Das ergibt natürlich eine ganze Reihe von Aspekten und manche davon erweisen sich dann als völlig inpraktikabel, aber hier sind ein paar ganz allgemeine Punkte, die wir wichtig finden.
Fangen wir mal an mit dem Handy. Keine Frage, Telefone und Handys sind grundsätzlich eine brauchbare Sache. Allerdings haben sich mit ihnen die Möglichkeiten der Überwachung vervielfacht. Hierzu gibt es bereits sehr nützliche Texte, die den technischen Hintergrund erläutern, das wollen wir hier nicht ausführen. Für die Praxis ergibt sich daraus ganz einfach folgendes: Das Handy bleibt so oft es geht zu Hause. Auch bei gewöhnlichen Ausflügen, dem Besuch bei Freunden, usw. Ein paar von uns haben es gleich ganz abgeschafft. Der Grund hierfür ist: Immer mal wieder ergibt sich zufällig ein Gespräch, bei dem es dann ungewollt um strafrechtliche Aspekte geht und schon geht das Hantieren los. Wer hat noch ein Handy
dabei, ist es aus? Reicht es, dass es aus ist? Wohin mit den Geräten? Etc. Das nervt und birgt immer das Risiko, dass man vergisst, dass noch ein Handy in der Tasche ist. Durch ein konsequentes zuhause lassen, kann jede_r etwas dazu beitragen, dass niemand zumindest durch diese Nachlässigkeit in Schwierigkeiten kommt. Außerdem: Besonders interessant ist für die Ermittlungsbehörden auch, wer sich wann wo mit wem getroffen hat, und diese Infos liefern ihnen die zahllosen Handys, auch wenn sie dann am Treffpunkt
ausgeschaltet, oder in eine Kiste gepackt und beiseite gelegt werden. Wir �nden diesen Aspekt besonders
wichtig: Angenommen, eine_r von uns wird erwischt. Die Anschlussfrage, die sich selbst der dusseligste Bulle stellen kann ist: Mit wem war er/sie unterwegs? Wo war er/sie zu welchem Zeitpunkt? Die Antwort wollten wir nicht freiwillig rausrücken, aber gerade Handys und ihre Google und Apple Kontos etc liefern sie auf dem Silbertablett. Darauf zu achten, ist sicherlich umständlich, aber noch umständlicher ist es, irgendwann in einer Gefängniszelle zu sitzen. Diese ganze Handyüberwachung ist übrigens auch noch aus anderen Gründen der letzte Dreck, weswegen es neben dem Riotaspekt auch noch etliche weitere gibt, die Dinger in die Tonne zu kloppen. Es gibt, so wie wir es sehen, weder irrelevante Daten (nach dem Motto ach wen soll das denn interessieren, das ist doch egal, wenn sie das wissen), noch irgendeine wirklich sichere Nutzung von Handys. Auch Apps, die dir das Gegenteil (zb durch Verschlüsselung) vermit-
teln, solltest du nicht trauen. Was für das Handy gilt, gilt auch für das Internet und den Computer. Wenn du dort nicht darauf achtest, was du wie machst, dann lieferst du etliche Hinweise darauf, wer du bist und was du gerne machst, schon lange bevor du überhaupt an einem Riot teilgenommen hast. Daher achten wir auf verschlüsselte Kommunikation am Rechner, darauf, das wir keine besonders unsicheren Betriebssysteme nutzen (Windows, MacOS) und auch darauf, dass wir uns so anonym wie möglich im Netz bewegen. Letzteres bedeutet immer ein abwägen zwischen Komfort und Sicherheit, und auch wenn wir nicht bei jeder Internetnutzung auf Sicherheitsaspekte Rücksicht nehmen, so führen wir doch einen regelmäßigen Austausch darüber und versuchen auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Das gilt sowieso für den Umgang mit jeder Technologie: Wer sie nutzt, sollte sich auf dem aktuellen Stand halten. Die technologischen Möglichkeiten wachsen derzeit in einem irren Tempo, und wir zumindest wollen nicht irgendwann wie
die Doofs dastehen und denken: Na DAMIT hätten wir uns wohl besser mal früher beschäftigt (was natürlich immer noch der Fall sein kann). Mindestens für Recherchen, Lesen von strafrechtlich bedenklichen Artikeln und dergleichen, empfehlen wir den Einsatz von TAILS, für den täglichen Bedarf den Einsatz eines verschlüsselten Linuxsystems, für das Surfen den Einsatz von Firefox, am besten in Verbindung mit TOR, sowie den Verzicht auf das Nutzen von Googlediensten aller Art. Ein absolutes NOGO ist für uns aus vielerlei Hinsicht die Nutzung von Facebook und wir raten allen, die gerne randalieren von der Nutzung ab. Warum eigentlich kein Facebook? Nun ja, Facebook ist leider der letzte Dreck. Darüber sich auszulassen würde absolut den Rahmen sprengen, aber genau so sprengen die Analysemöglickeiten die Facebook (und auch google) bieten, auch alle unsere Vorstellungskraft und daher ist die Nutzung im Mindestens so schlimm wie das Blabla an der Kneipentheke. Wo wir gerade beim Thema sind: Ein weiterer Aspekt auf den wir achten ist, dass wir nicht in unpassenden Momenten über Riots und unsere mögliche Beteiligung sprechen. Das führt dazu, dass du manchmal etwas komisch auf Leute wirkst. Fast jede_r ist neugierig, und wenn deine Geheimniskrämerei all zu offensichtlich wird, bist du eigentlich schon ein wenig gearscht, aber damit muss man leben können. Wir finden es jedenfalls wichtig, mit niemandem über unsere Riotangelegenheiten zu sprechen, außer mit denen, wo ein Austausch sinnvoll und unerlässlich ist. Das passiert natürlich trotzdem hin und wieder mal, aber wir versuchen es auf ein Minimum zu begrenzen, zumindest dann, wenn nicht eine ganz explizite Absicht dahinter steckt, offen damit aufzutreten.
So eine Verschwiegenheit kann auch für einen selbst recht schwierig werden, denn wir erleben ja einige
nicht gerade unspektakuläre Sachen, wenn wir unterwegs sind. So etwas teilen wir eigentlich gerne, und
vielleicht geht es ja auch mal darum, ein wenig Anerkennung für die Taten abzugreifen, die einem so viel
abverlangen. Aber wir empfehlen trotz allem, sich lieber genau mit diesem Aspekt in der Bezugsgruppe
auseinander zu setzen, als ihm blind nachzugeben. Denn wie für alles worüber wir schreiben gilt: Vorsicht
ist besser als Nachsicht.
Hast du eigentlich ein aufgeräumtes Zimmer? Dass muss natürlich jede_r so handhaben wie es zu einem
passt, aber was wichtig ist: Es ist nie so richtig klar, wann es zu einer Hausdurchsuchung kommt, und auch
nicht, weswegen es zu einer Hausdurchsuchung kommt. Daher achten wir regelmäßig darauf, dass unser
Zimmer, egal ob ordentlich oder chaotisch, zumindest immer aufgeräumt ist und zwar aufgeräumt in der
Hinsicht, dass möglichst wenig belastendes Material herum liegt. Was zb nicht herum liegen sollte, sind:
Feuerwerk, Zwillen, zu viele Kleidunsstücke einer Sorte, zb Handschuhe, Hassis, Überziehjacken, Bekenner_innenschreiben, Texte wie dieser hier, und so weiter. Da macht es nicht immer der einzelne Gegenstand, aber die Masse sollte vermieden werden. Wenn die Bullen schon den Aufriss machen, bei dir mit einem Guten morgen, Hausdurchsuchung vorbeizukommen, dann wollen sie auch unbedingt was mitnehmen. Und darauf solltest du einfach gut vorbereitet sein, auch und gerade wenn gar nichts konkretes anliegt, du aber im allgemeinen im Geschäft bist. Gerade wenn sie nicht das finden, was sie suchen, werden sie schauen, ob irgendetwas anderes da ist, was sie gegen dich verwenden können.
Kommen wir zu einem weiteren Punkt: Riots kosten Geld. Nein, wir meinen jetzt nicht die Sachschäden
im x-stelligen Bereich von denen immer geredet wird, das müssen wir ja nicht bezahlen, wir meinen das
Geld, was es für uns kostet, wenn wir uns vorbereiten. Dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden. Ja
wieso, mag man sich nun fragen, Steine kosten doch nichts. Das stimmt natürlich, aber Handschuhe kosten
Geld, Wechselklamotten kosten Geld, Feuerwerk kostet Geld, Fahrten kosten Geld, Anwälte kosten Geld, usw. Es ist für uns also immer auch wichtig, das wir über die Geldfragen reden und da schauen wir, dass wir das möglichst so verteilen, dass keine_r in finanzielle Schwierigkeiten kommt. Aber: Vorrang hat da für uns die Sicherheit. Das heißt, das wir uns gegenseitig auch Geld schenken und so, damit niemand jetzt zu oft zb die gleichen Klamotten benutzen muss, denn wir legen Wert darauf, häufig unterschiedlich auszusehen. Es gibt ja einige Leute, die laufen für ihr Leben gern in ihren sehr praktischen Northface, Jack Wolfskin, etc Jacken rum, und ein paar davon kleben sich dann die Schriftzüge ab, wenn sie randalieren oder demonstrieren gehen. Uns persönlich reicht das nicht, wir achten darauf, dass wir nach Möglichkeit Sachen
dabei haben, die uns keinen Moment des Überlegens kosten, sie wegzuwerfen. Und davon besorgen wir uns einfach regelmäßig neue. Und das würden wir auch empfehlen und zwar für Klamotten in jeder Hinsicht, also Schuhe, Hose, Jacke, Handschuhe und so weiter, von Socken und Unterwäsche mal abgesehen. Dies führt dazu, dass wir manchmal nicht so sehr gut gekleidet wirken, wenn wir auf einer Demo auftauchen. Aber, anders als das für manche ist, sind für uns solche Angelegenheiten keine Stylefrage, und wir raten auch dazu, die Stylefrage nach hinten zu stellen. War es das zur Vorbereitung? Fast eigentlich, bleibt nur noch der Teil der Absprachen und konkreten Vorbereitung. Was wir bisher geschrieben haben, war ja noch recht allgemeiner Natur, kommen wir nun zu der Zeit, die unmittelbar vor einem Riot liegt. Hier beginnen wir rechtzeitig, alles durchzusprechen. Wo müssen wir hin? Wie sieht es dort aus? Welche Möglichkeiten gibt es dort? Haben wir alles, was wir brauchen? Wer besorgt was? Kommen Genoss_innen die wir kennen? Ist jemand von uns krank oder angeschlagen? Hat jemand Angst, hat jemand Sorgen und Bedenken?
Die letzte Frage ist für uns immer besonders wichtig. In ihr steckt ein kritischer Punkt. Denn zum einen können wir uns alle in so eine Angst und Bedenken auch versteifen und hineinsteigern, dann wird es eigentlich zur unmöglichen Angelegenheit, etwas zu unternehmen. Zum anderen verweisen Ängste und Bedenken aber zum Teil auch auf Fehler in der Planung oder eine unzureichende Vorbereitung, und dann kann noch nachgebessert werden. Sich mit den eigenen Ängsten immer wieder mal zu beschäftigen ist eine gute Sache, es hilft beim Umgang. Wichtig ist natürlich, niemanden für Ängste zu verurteilen oder diese nicht ernst zu nehmen, genau so wichtig ist es, sich durch Ängste nicht zur Handlungsunfähigkeit bringen zu lassen. Je besser unser Umgang damit, umso freier ist der Kopf und das ist immer eine gute Sache.
Noch was zu den vorbereitenden Gesprächen: Was Riots angeht, ist fast jede_r, wie es scheint, Expert_in.
Es ist immer so, Es ist klar, die Bullen so und so, Da geht auf jeden Fall das und das (gar nicht). Das
es dieses exakte Wissen gibt, ist erstaunlich, wo doch die meisten wirklich eine sehr dürftige Rioterfahrung
haben. Denn es ist ja leider so, dass es in Dland kaum Riots gibt. Zu sagen: Es wird auf jeden Fall genau so oder so oder so laufen, das ist einfach Blödsinn. Wir finden es immer sinnvoll, wenn wir es schaffen, nicht so miteinander zu reden, sondern eine Offenheit gegenüber dem Kommenden haben. Es ist weniger wichtig für uns die Frage zu beantworten: Wird es genau so oder so kommen, als die Frage danach: sind wir auf das vorbereitet, was wir machen wollen, ist uns klar was unser persönliches Ziel ist, und haben wir dafür alles, dass wenn sich die Gelegenheit bietet, wir dann Handeln können? Es ist wirklich ein saublödes Gefühl, wenn wir auf einmal irgendwo stehen, wo sich definitiv eine Möglichkeit bietet, von der vorher noch gesagt wurde das wird auf keinen Fall so kommen, und dann haben wir unser Zeug nicht dabei. So ein hättehättefahrradkette führt schnell dazu, dass wir uns dann vielleicht doch einmal zu einer unüberlegten Sa- he hinreißen lassen, die auch gut gehen kann, aber wir sind lieber gut vorbereitet. Daher versuchen wir
vorher alles schick durchzusprechen und ab die Post.
Noch Noch zwei kurze Sache: Nicht überplanen. Wir haben festgestellt, dass wir Stunden und Stunden über etwas reden, ohne das wir jedoch dann mit allen Gesprächen etwas anfangen zu können, weil es doch völlig anders kam. Wir finden persönlich daher eine flexible Vorbereitung gut: Überlegen, worauf wir Bock
haben und sich darauf vorbereiten, aber eben auch offen bleiben für die Möglichkeiten die sich ergeben können. Zu viel Planung, das berücksichtigen von zu vielen Details, führt auch dazu, dass wir uns auf einen zu konkreten Ablauf fokussieren und dann nicht mehr schnell umswitchen können, wenn es doch anders
kommt, oder alles über den Haufen geworfen werden muss, weil sich ein Detail im großen Plan geändert hat, der dann alles zusammen fallen lässt. Dann ist die Enttäuschung riesengroß, weil so viel Zeit für das Planen drauf ging. Es geht schließlich nicht um eine nächtliche konkrete Aktion, wo eine detailreiche Planung funktionieren kann, sondern um eine Randale, wo sehr viele Faktoren sich sehr dynamisch entwickeln.
Die andere Sache: Nicht unterplanen. Nicht losfahren mit der Haltung, dass jemand anderes schon starten
wird. Nicht darauf bauen, das irgendwelche ominösen Gestalten den Riot kicken und dann gehts ab. Selber diese ominöse Gestalt sein, das ist eigentlich das Schönste. Losfahren, vorbereitet sein, um vielleicht
nur einen Böller oder einen Farbbeutel zu werfen und gut ist, es muss nicht immer das volle Programm sein.
Vielleicht ist es ja genau DER passende Böller oder Farbbeutel, den du brauchst. Und für uns ist es an-
genehmer, den Beutel und die Böller wieder mit heim zu nehmen, oder irgendwo zu entsorgen, als im pas-
senden Moment nichts dabei gehabt zu haben. Zuguterletzt ganz konkret noch ein paar Tipps: Für jeden Riot eine Wechseljacke. Ein neues paar Handschuhe (Nie ohne Handschuhe). Eine Hassi (keine Mütze/Käppi und Schlauchtuch, die sind zwar demotauglich aber nicht riottauglich), ein paar komplett
schwarzer Schuhe. Wechselklamotten, über die deine schwarze Wechseljacke drüber passt. Eine schwarze Hose. Material sauber einkaufen und gegebenenfalls noch einmal reinigen, so dass es keine oder zumindest so wenig Spuren (Fingerabdrücke, DNA) an sich hat, wie irgendmöglich. Falls du telefonieren willst/musst, ein neues Handy mit geladenem Akku, mit neuer Simkarte, die du nicht von zuhause freigeschaltet hast und die du nicht zuhause ins neuen Handy einlegst.
Während dem Riot
Es gibt für uns keine feste Regel, wann es losgehen sollte. Manchmal bereiten ja Leute etwas vor, wenn wir
etwas davon wissen, halten wir uns daran oder nicht, je nachdem ob wir es brauchbar finden oder eben
nicht. Wir überlegen für uns: Wollen wir randalieren ja oder nein, und wenn ja, dann nehmen wir unsere
Sachen mit (siehe oben) und es kann losgehen, oder eben nicht. Manchmal wissen wir es vorher, manchmal nicht. Für uns ist es auf jeden Fall wichtig, nicht all zu sehr schon in den Fokus der Bullen zu geraten, bevor es losgeht. Unserer Erfahrung nach ist es so, dass ein Riot am ehesten da losgeht, wo eben wenig oder keine Bullen sind, und dann suchen wir auch diese Orte auf. Umkleiden tun wir uns auch so gut es geht außer halb der Bullenüberwachung und wenn es nicht anders geht, dann ziehen wir uns zumindest soweit es geht in eine Masse von Menschen zurück und machen uns so klein es geht oder oder oder. Wichtig ist eben, dass die Bullen uns nicht sehen. Einige von ihnen sind dumm wie Stroh, sie begreifen nicht, was wir machen, aber andere können sich Sachen gut merken, zum Beispiel wie wir aussehen, bevor und nachdem wir uns umgezogen haben, wenn sie den Moment mitbekommen, wo wir es tun. Daher vermeiden wir es auch, halbumgezogen rumzulaufen. Also entweder Riotoutfit an, ODER normales Outfit, aber nach Möglichkeit keine Mischformen. Es gibt auch Bullen, die sind geradezu darauf spezialisiert, Leute wieder zu finden, weswegen dieser Aspekt sehr wichtig ist, sowohl die ganze Zeit während etwas los ist, als auch auf Anreise und Abreise. Das BFE ist hier ein besonderes Ärgernis, das zwar auch zu umgehen ist, aber immer ein wenig spezieller Beachtung bedarf. Zum einen haben sie immer Minimum eine Person, die filmt, und die Filmaufnahmen sind mittlerweile ziemlich gut. Sie werten die Filme schon aus, während die Action noch läuft, wenn sie können, um dann im Anschluss noch Leute zu fangen. Und zum zweiten haben sie zivile Tatbeobachter, die in Zivil herum schlunzen, und von Anfang bis Ende mit am Start sind, und dabei zuschauen, wer sich umzieht, und wie die Person dann nachher aussieht und dann latschen sie dieser Person hinterher, bis ihre Kolleg_innen kommen und sie ihnen ein Zeichen geben, dass sie hinter einer Person stehen, die zu schnappen ist. Daher ist ein guter Moment zum Umziehen so wichtig, sowohl vorher als auch nachher. Aber klar ist natürlich auch: Je besser die Vermummung, also je weniger Merkmale sie später wiedererkennen, desto besser. Daher beim Vermummen immer auf Vollständigkeit
achten. Zb haben wir manchmal extra weite schwarze Jacken, damit nicht gut zu sehen ist, ob wir dick
oder dünn sind, wir nehmen immer eine Hassi und kontrollieren gegenseitig, ob noch Haare raus schauen irgendwo, oder irgendetwas anderes, was man erkennen könnte. Und deswegen ist es für uns auch wichtig, dass wir uns so selten hin und her umziehen wie es geht.
So ein Riot ist schon eine sehr, sehr aufregende Sache. Vor allem aber, wenn du nicht am Rand stehst und zuschaust, sondern sozusagen mittendrin bist. Dies bringt auf jeden Fall bei uns eine Reihe von Effekten mit sich, die so im allgemeinen weniger häufig vorkommen. Zum Beispiel Adrenalin. Adrenalin hat eine Reihe für den Riot ziemlich brauchbaren Effekten. Die Bullen haben diesen Effekt übrigens auch, weswegen sie sogar speziell trainieren, um diesen Effekt besonders gut kontrollieren zu können. Wir persönlich sind jetzt keine Bullen und trainieren das auch nicht speziell, auch wenn wir diesen Gedanken nicht verwerflich oder so finden. Aber ein wenig hilft es uns, sich mit diesem Effekt zu beschäftigen. Es ist zb so, dass freundliche
Absprachen nach einem starken Adrenalinkick nicht mehr so leicht möglich sind und der Ton irgendwie
wechselt, was ganz schön nerven kann, vor allem, weil ja nicht alle gleichzeitig einen Adrenalinkick bekommen und er auch nicht bei allen die gleiche Wirkung hat. Der eine will auf einmal weg, die andere noch mal offensiv nach vorne, und dann ist es zusätzlich noch schwierig, sich in dem eigentlich angemessenen Ton miteinander zu verständigen. Das kann schonmal kränkend sein, und wir finden es sinnvoll sich dann zu einem anderen Zeitpunkt darüber auszutauschen, während wir unterwegs sind, hat es sich bisher nicht als sinnvoll heraus gestellt.
Sowieso schwierig die Entscheidungsfindung. Normalerweise würden wir alles ausreichend erörtern, und
alle sollen ihre Positionen ausführen. Im Stress ist das meistens eher nicht so möglich. Daher teilen wir uns
vorher schon mal gruppenintern auf, wer mit wem rumzieht, damit sich nicht alle immer mit allen absprechen müssen, was oft sowieso nicht geht. Für den Riot selbst gibt es natürlich auch einige Sachen zu beachten. Zum Beispiel: Wenn du nicht so weit werfen kannst, dass du etwas triffst, was du auch treffen
willst, dann musst du weiter nach vorne. Wenn du dich nicht weiter nach vorne traust, oder es nicht geht, dann kannst du nicht werfen, oder du musst dir ein Ziel in deiner Reichweite aussuchen. So einfach ist das, aber im Eifer des Gefechts fliegen natürlich Sachen kreuz und quer, und es kann passieren, dass du von deinen Genoss_innen beworfen wirst, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Das liegt dann daran, dass sie sich an diese einfache Regel nicht halten konnten, weil sie zum Beispiel zu aufgeregt waren oder sich selber überschätzen oder dich eventuell nicht leiden können, und deswegen auf dich werfen und es anschließend auf die Aufregung schieben. Uns ist ein wenig egal, was der Grund ist, wir versuchen jeden Treffer auf eine_n Genossin zu vermeiden so gut es geht und raten auch allen dazu, es auch so zu machen.
Wenn die Bullen angerannt kommen, ist es sinnvoll nicht völlig Hals über Kopf wegzurennen, aber es wird trotzdem fast immer gemacht, selbst wenn die Zahlenverhältnisse für uns sprechen. Manchmal ist es
sinnvoll in solchen Situationen etwas Beruhigendes zu rufen, zum Beispiel ruhig ruhig, allerdings solltest du
dann nicht selber weglaufen. Wenn du wegläufst, lauf niemanden über den Haufen, wenn du jemanden über
den Haufen rennst, hebe ihn oder sie wieder auf. Was wir am Rennen nicht mögen: Die Langsamen erwischt es trotzdem und wir laufen nicht gerne vor Bullen weg. In Deutschland haben sich die Bullen in gewisser Weise auf den Nahkampf spezialisiert und wir fänden gut, wenn wir ihnen diesen Zahn wieder ziehen können, dafür müssen wir uns aber alle noch etwas überlegen. Diese Rennereien sind Scheiße, wir haben auch schon gesehen, dass Leute über andere drüber gerannt sind, und das geht halt nicht. Wenn jemand auf dem Boden liegt, versuchen wir auf jeden Fall diese Person zu retten. Das ist selbstverständlich mag jetzt gesagt werden, es wird aber nicht wie selbstverständlich praktiziert und einige praktizieren viel mehr: Ich bin froh wenn ICH hier heil raus bin. Moralische Vorwürfe sind hier fehl am Platz, aber wenn du darauf achten kannst beim Riot nicht all zu bald in Panik zu verfallen und weg zu rennen, und wenn du rennst noch auf andere achtest, dann ist schon viel gewonnen.
Ein Riot ist für uns kein Ort der Diskussion. Wenn wir was sehen, was wir scheiße finden, dann rufen wir das schon mal, aber dabei belassen wir es. Wir mögen es auch nicht, wenn wir plötzlich vollgequasselt werden, was jedoch wenn dann eher von Leuten kommt, die allgemein keine Randale wollen und solche Gespräche führen wir eher nicht so gerne, während wir beschäftigt sind. Wir sind dann auch oft zu aufgebracht, um sinnvolle Argumente zu finden. Deswegen lassen wir es, so gut es geht. Leute, die Barrikaden wieder abbauen, schnauzen wir auch schon mal an, wenn Leute jemanden festhalten, um ihn oder sie den Bullen auszuliefern, finden wir es mehr als angebracht, diese Person zu retten und tun dafür, was nötig ist. Wir finden es gut, wenn alle darauf achten, und das klappt ja auch meistens ganz gut.
Für unsere Bezugsgruppe versuchen wir immer, einen gemeinsamen Überblick darüber zu haben, ob
noch alle da sind. Für den Fall, dass wir uns verlieren, haben wir immer einen Treffpunkt für einen Zeitpunkt nach dem Riot, weg vom Geschehen, wo wir überprüfen, ob es wen erwischt hat. Während des Riots verlieren wir uns schon mal aus den Augen, bisher haben wir uns aber fast immer wieder gefunden, spätestens eben nachher. Wer du also alle verloren hast, versuch Ruhe zu bewahren. Du wirst vermutlich nicht lang alleine bleiben, und falls doch, gibt es noch den letzten Treffpunkt.
Wenn der Riot vorbei ist, ist es vorbei. Eigentlich ist das gut zu merken. Die Bullen haben eine für sich vorteilhafte Situation erzeugt, alle großen Ansammlungen sind zerstreut, und die Leute ganz in schwarz werden nach und nach immer weniger. Dann ist es für uns Zeit, sich erstmal zurück zu ziehen. Wie weit, und ob wir dann schon nach Hause fahren, hängt immer von den konkreten Umständen ab. Überhaupt ist für uns die Abreise ein wichtiger Aspekt, der immer auch schon im Vorfeld vollständig geklärt ist. Wir mögen die Vorstellung nicht, auch wenn wir uns der verfänglichen Sachen schon entledigt haben, auf dem Heimweg noch kontrolliert zu werden.
Nach dem Riot entsorgen wir an Klamotten was geht. Auf der anderen Seite geht die Spurensicherung los,
und falls du bisher geglaubt hast, dass die Bullen bei einem großen Riot nicht so viele Spuren sichern, dann
solltest du diesen Glauben ablegen, sie sichern leider einfach überall so gut es geht Spuren. Und dafür sammeln sie auch schon mal Steine auf und durchforsten alle Mülleimer der Gegend, um zum Beispiel deine
Wechselklamotten zu finden. DNA und Fingerabdrücke sind so gut es geht im Vorfeld schon zu vermeiden, im Nachhinein ist auf sinnvolles Entsorgen der eigenen Sachen zu achten. Sinnvoll heißt eben, dass du es so
entsorgst, dass eine engagierte Spurensicherung dir nicht auf die Schliche kommen kann. Wir gucken überhaupt immer, dass wir zeitig wegkommen und verpassen dann lieber noch etwas, die nächste Gelegenheit kommt bestimmt.
Zuhause entsorgen wir dann auch noch mal Kram. Wenn wir zum Beispiel in Frankfurt waren, dann gucken wir, das wir keine Karte von Frankfurt mehr zu hause haben. Ausflüge halten wir so gut es geht schon im Vorfeld geheim, und auch im Nachhinein vermeiden wir es, dass viel über unsere Tätigkeit bekannt wird. Wir haben festgestellt, dass nach einem schönen Riot die Aufmerksamkeit was Vorsicht angeht, erstmal runter geht, und versuchen hier so gut es geht, gegen zu arbeiten. Gespräch über das, was gelaufen ist, führen wir nur im vertrauten Kreis, wenn möglich, da aber ausführlich. Was war gut? Was war schlecht? Was ging gar nicht? Was hätten wir gerne gemacht, aber konnten nicht? Was müssen wir nachträglich noch in Erfahrung bringen? Hat es jemanden erwischt? Ist Soliarbeit nötig? Sollen wir einen Bericht schreiben? Was kommt als Nächstes?
Und dann geht es eigentlich wieder von vorne los.
Was lässt sich zusammenfassend noch einmal sagen? Vielleicht zumindest, dass wir denken, dass wer regelmäßig am Riot seine Freude haben will, seinen Alltag etwas umstellen muss. Sich über das tatsächliche Vorgehen der Bullen informieren muss, was Ermittlungen angeht. Sich mit Überwachung gut auskennen sollte. Wissen muss, wie Spuren vermieden werden. Solidarität auch im Handgemenge praktisch werden lassen muss. Es lässt sich leider nicht alles absichern, ein Restrisiko bleibt immer. Halte es so klein wie möglich, und Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Wir sehen uns!
Observation und Gegenobservation: Dieser Text behandelt ihre Möglichkeiten, Risiken und Gegenmaßnahmen; er basiert auf Recherchen, Erfahrungsberichten und Insiderinformationen sowie einigen wenigen Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Jammer oder auch Störsender, dienen dazu Anderen die Benutzung von Frequenzen zu erschweren.
Es gibt etliche verschiedene Jammermodelle, die für unterschiedliche Frequenzen ausgelegt sind. Oftmals können durch einen Jammer mehrere Frequenzen gestört werden.
(Handgerät, Reichweite: ca. 5-15m)
Ein GPS-Jammer stört GPS-basierende Peilsender, so dass keine genaue Positionsbestimmung des Fahrzeuges erfolgen kann. Wenn der Verdacht oder die Gewissheit besteht, das euer Auto mit einem Peilsender versehen ist, kann(!) ein GPS-Jammer nützlich sein. Es wird jedoch dringend empfohlen bei Observationsverdacht auf andere PKW umzusteigen bzw. die Aktion abzubrechen.
Bei Nutzung von Mietwagen:
Viele Autovermietungen, insbesondere die Großen, haben ihre Flotte mit Peilsendern ausgerüstet. (Peilsender Europcar) Erkundigt euch, ob die „billigen“ Autos auch mit Sendern ausgestattet sind. Alternativ schaut euch bei Autohäusern um, diese vermieten auch PKW und das oftmals zu billigeren Preisen.
Es werden auch die GPS-Signale aller anderen technischen Geräte gestört, wie Navigationssysteme, Handys, klassische GPS-Geräte.
Zu beachten!
Es gibt unterschiedliche GPS-Frequenzen, nicht alle werden von jedem GPS-Jammer unterstützt.
(Handgerät, Reichweite: ca. 5-15m)
GSM/3G/LTE-Jammer stören alle gängigen Frequenzen von Mobilfunkgeräten. Sie können auch zum Schutz gegen Peilsender eingesetzt werden, da die Datenübermittlung der Standortdaten oftmals über das herkömmliche Handynetz abgewickelt wird (SIM-Karte im Sender). GSM/3G/LTE-Jammer können des weiteren überall eingesetzt werden, wo Handykommunikation gestört werden soll. Insbesondere bietet es sich an Kommunikationsstrukturen der Bullen zu stören. Gerade bei Großveranstaltungen wird noch immer ein Großteil der Koordination über das Telefon abgewickelt, da kann ein gut platzierter Jammer Wunder bewirken. Es ist sehr amüsant wenn der Bulle verdutzt auf sein Handy schaut, weil das Gespräch abgebrochen wurde.
Der Jammerhändler eures Vertrauens bietet mit einiger Sicherheit auch Kombi-Geräte an, d.h. es werden mehrere Frequenzen gestört (Bsp. GPS und GSM/3G/LTE).
Weitere Jammer:
Unter anderem CDMA-, LTE-, WiMax-, WiFi-Jammer, sowie Jammer die den Freuquenzbereich von Wanzen aller Art stören. Ebenfalls gibt es Jammer in allen Größenordnungen.
This is a zine about the support functions that made the Anti-WTO demonstrations in Seattle possible. The intent was to stress the importance of those functions to any large-scale gathering and to make this information available to anyone that wants to put an event like this together in the future.
Ein Reader zur Eröffnung der Weltausstellung (EXPO) am 01.06.2000 in Hannover. Zum Teil veraltet und nicht mehr aktuell (z.B. Polizeifunk).
Bebilderte Anleitung zum Armfesselbau.
Lock-ons sind keineswegs nur ein Aktionsmittel gegen Atomtransporte, sie lassen sich auch effektiv bei anderen Blockaden einsetzen!
Das große Geheimnis des Schloßöffnens ist, daß es leicht ist. Jeder kann lernen, wie man Schlösser öffnet.
Die Theorie des Schlossöffnens ist die Theorie des Ausnützens mechanischer Defekte. Es gibt einige Grundanschauungen und Definitionen, aber der Hauptteil des Materials besteht aus Tricks für die Öffnung von Schlössern mit besonderen Defekten oder Eigenschaften. Der Aufbau dieses Handbuches reflektiert diese Struktur. Die ersten Kapitel präsentieren das Vokabular und Grundinformation über Schlösser und Schlossöffnung. Es gibt keinen Weg das Schlossöffnen zu lernen ohne ständig zu üben. So präsentiert ein Kapitel eine Sammlung von sorgfältig gewählten Übungen die Ihnen dabei helfen werden.
Notwehr -Sabotage im Namen der Erde (Original „Ecodefense: A Field Guide to Monkeywrenching“) ist ein Reader aus dem Umfeld der Earth First!-Bewegung.
Wikipedia:
Aktionsformen von Earth First! waren unter anderem:
Oberster Grundsatz ist es nach eigenen Angaben, Menschen nicht zu verletzen. Aktionen werden teilweise hinterher bekannt gemacht.
Prisma (Abkürzung für: prima radikales info sammelsurium militanter aktionen)
In der 80-seitigen Broschüre im DIN-A-4-Format werden verschiedene Themen des politischen Widerstands abgehandelt. Neben einem theoretischen Teil zu „Zielen und Beweggründen militanter Politik“ findet sich Anleitungen zur Durchführung von Anschlägen, zur Dokumentation, zu sicherheitstechnischen Aspekten, zu Taktiken für Sabotageaktionen und zur Vermeidung von Spuren, detaillierte Baupläne von Brandsätzen und Hinweise zum Vorgehen der Ermittlungsbehörden.